So meistern Sie die rauen Inflationszeiten
Die Krise als Daueraufgabe für Unternehmen
Die Krise bleibt eine Daueraufgabe in den Unternehmen: erst Corona, dann Lieferketten-Risse und der russische Einmarsch in der Ukraine, jetzt Energiepreis-Explosion und Inflation. Eine einfach kalkulierbare Zukunft sieht anders aus. Dass wir auf Sicht mit einer hohen Teuerungsrate rechnen müssen, das ließ die Europäische Zentralbank (EZB) schon im September durchblicken, als ihre neueste Inflationsprognose publiziert wurde: So rechnet die EZB auch 2023 mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 5,8 Prozent im Euroraum. Und auch wenn im Oktober die Erzeugerpreise überraschend um 4,2 Prozent gesunken sind, gehen Experten auf Sicht von einer anhaltend hohen Inflationsrate aus.
Inflation – gekommen, um zu bleiben
Die von vielen zu Beginn des rasanten Preisanstiegs geäußerte Hoffnung, dass sich die Lage bald wieder normalisieren würde, hat sich damit als Wunschdenken herauskristallisiert. Umso wichtiger ist es daher, sich dem „neuen Normal“ anzupassen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Denn die Situation kann man zu Recht als dramatisch bezeichnen: Im Vergleich zur Finanzmarktkrise 2008 / 2009 zeigen die Effekte der aktuellen Krisen seit 2020 auf die Erzeugerpreise, wie anhaltend und drastisch sich das auf die Gesamtlage auswirkt. Gegen die Situation heute war die Bankenkrise vor knapp 15 Jahren da eher ein laues Lüftchen.
Preisindizes nach ausgewählten Wirtschaftsstufen
Selbst der Effekt der ersten großen Ölkrise Mitte der 1970er-Jahre hatte im Hinblick auf die Preise eine geringere Wirkung, wie die Grafik des Statistischen Bundesamts in der Zeitachse von Verbraucherpreisindex, Einfuhrpreisindex und Erzeugerpreisindex belegt.
Wie schütze ich mein Unternehmen gegen diese Folgen?
Doch was kann man als Unternehmen nun konkret tun, um sich gegen die Folgen dieser durchaus heftigen Inflation wirksam zu schützen? Hier sind sechs zentrale Tipps, die für die solide Ausrichtung Ihres Unternehmens wichtig sind:
Tipp 1: Planen Sie mehr Liquiditätsbedarf ein
Achten Sie auf eine angepasste, höhere Liquidität, um angesichts der höheren Preise im Einkauf ausreichend gewappnet zu sein: Sprechen Sie gegebenenfalls mit Ihrer Bank über Verträge für einen höheren Spielraum. Setzen sie dabei im Zweifel auch auf einen festgeschriebenen Zinssatz statt auf variable Zinsen – das sorgt für Stabilität. Nutzen Sie zudem eher festgeschriebene Laufzeiten als einen Vertragsschluss „bis auf Weiteres“, um zu gegebener Zeit von möglicherweise günstigeren Konditionen profitieren zu können.
Tipp 2: Erhöhen Sie Ihre Lagerhaltung
Angesichts der teilweise rasanten Teuerung kann es durchaus lohnend sein, mehr zu günstigen Konditionen einzukaufen und sich Bestände aufs Lager zu legen, die sonst vielleicht in Kürze schon wesentlich mehr kosten würden. Dennoch ist hier natürlich Vorsicht geboten, denn eingelagerte Materialien und Produkte binden Liquidität und bringen laufende Kosten mit sich.
Tipp 3: Kalkulieren Sie realistisch nach
Überprüfen Sie spätestens jetzt Ihre Produktpreise darauf, ob diese nicht von einem Gewinnbringer zu einem Verlustgeschäft geworden sind. Durch die sich verändernden Einkaufspreise kann das schnell passieren und zu einer echten Falle werden.
Tipp 4: Führen Sie Gleitpreisklauseln ein
Die Ausgestaltung von Verträgen mit Ihren Kunden bekommt durch die teils unvorhersehbaren Preisschwankungen eine ganz neue Bedeutung. Versuchen Sie sich für diese Risiken zu wappnen und in Lieferverträgen über Gleitpreisklauseln einen besseren Spielraum für eventuell nötige Preisanpassungen zu erzielen.
Tipp 5: Erhöhen Sie die Preise
Klar ist: Mit Preiserhöhungen entfacht man keine Begeisterungsstürme. Aber wenn die dauerhaft steigenden Kosten Ihre bisherige Gewinnspanne zunichtemachen, haben Sie keine andere Wahl. Seien Sie allerdings behutsam bei Produkten, die nicht unbedingt zum täglichen Bedarf gehören: Hier reagieren Konsumenten besonders preissensibel. Prüfen Sie speziell in diesem Bereich die Chance auf Optimierungen von Prozessen und Kosten.
Tipp 6: Kosten senken durch Investitionen
Auch die Zinsen für Kredite sind gestiegen. Doch die Zinssätze für Investitionskredite liegen oft noch deutlich unter der Inflationsrate. Deshalb sind vorfinanzierte Investitionen zur Kostensenkung, zum Beispiel durch Steigerung der Energieeffizienz, jetzt eine clevere Idee: Denn während die Inflationsrate hoch bleibt, sinkt Ihre Realverbindlichkeit hinter einem Kredit stetig – trotz Verzinsung. Zudem werden Maschinen und Anlagen durch die Inflation ebenfalls deutlich teurer: Wer also jetzt noch investiert, spart auf Sicht eine Menge Geld und relativiert somit seine Lasten deutlich.