Wirtschaft

Genossenschaft einfach erklärt: So funktioniert das Unternehmensmodell der Zukunft

Immer mehr Menschen schließen sich zusammen, um Wohnraum, Energie oder sogar Supermärkte selbst zu gestalten – demokratisch, nachhaltig und gemeinschaftlich. Der Schlüssel dahinter? Genossenschaften. Die Unternehmensform boomt. Doch wie funktioniert eine Genossenschaft eigentlich? Und was macht sie so zukunftsfähig?

Abstimmung mit hochgehobenen Händen

Ideal für alle, die Wirtschaft neu denken wollen 

Wirtschaft muss nicht immer nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sein. In einer Zeit, in der viele Menschen nach mehr Sinn, Mitbestimmung und Nachhaltigkeit suchen, rückt ein Unternehmensmodell wieder stärker in den Fokus, das genau das bietet: die Genossenschaft. 

Ob beim Stromanbieter, im Supermarkt, beim Wohnen oder bei der Bank – Genossenschaften sind oft ganz nah an unserem Alltag, ohne dass uns immer bewusst ist, wie besonders diese Form des Wirtschaftens eigentlich ist.

Warum sind Genossenschaften gerade heute so modern?

Was früher vielleicht als etwas angestaubt galt, ist heute wieder hochaktuell: Genossenschaften erleben gerade eine Renaissance – und das völlig zurecht. In einer Zeit, in der viele Menschen nach sinnstiftenden Lösungen, Fairness und Gemeinschaft suchen, bieten Genossenschaften ein Modell, das ökonomisches Handeln mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet. Sie setzen auf Solidarität statt Konkurrenz, auf Mitbestimmung statt Top-down-Entscheidungen, und auf Nachhaltigkeit, die über bloßes Marketing hinausgeht. 

Während klassische Unternehmen oft rein profitorientiert arbeiten, verfolgen Genossenschaften einen gemeinschaftlichen Zweck. Jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig von der Höhe seiner Einlage. Das schafft echte Teilhabe und bringt eine demokratische Kultur in die Wirtschaft. Gerade in einer zunehmend digitalisierten Welt sehnen sich viele nach genau dieser Form der Beteiligung und Orientierung. 

Auch das Thema Nachhaltigkeit ist tief in der Genossenschaftsidee verwurzelt – sei es im Umgang mit Ressourcen, im fairen Miteinander oder in der langfristigen Ausrichtung wirtschaftlichen Handelns. Viele Genossenschaften sind lokal verankert, stärken regionale Strukturen und tragen ganz konkret zum Gemeinwohl bei. Dass sie dabei zunehmend digitale Wege gehen, zeigt: Dieses Modell ist alles andere als von gestern. Es ist zeitgemäß – und für viele die wirtschaftliche Antwort auf die Herausforderungen unserer Gegenwart.

Icon Fragezeichen

Ob Stromanbieter, Supermarkt, Wohnprojekt oder Bank – Genossenschaften sind oft näher, als man denkt. Und doch wissen viele kaum, wie besonders dieses Wirtschaftsmodell wirklich ist.

Was genau ist eine Genossenschaft überhaupt?

Eine Genossenschaft ist eine besondere Form von Unternehmen – weder Konzern noch klassische Kapitalgesellschaft. Im Mittelpunkt steht nicht der Gewinn einzelner Investoren, sondern der Nutzen für die Gemeinschaft der Mitglieder. Man könnte sagen: Eine Genossenschaft gehört nicht „jemandem“, sondern allen, die mitmachen. 

Die Grundidee: Menschen schließen sich zusammen, um gemeinsam wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele zu erreichen, die sie allein vielleicht nicht realisieren könnten. Der rechtliche Rahmen wird durch das Genossenschaftsgesetz (GenG) in Deutschland geregelt. 

Das sind die wichtigsten Merkmale einer Genossenschaft:

Demokratisches Prinzip

Jedes Mitglied hat unabhängig von der Höhe seiner Einlage eine Stimme. So wird Mitbestimmung großgeschrieben – ganz nach dem Motto: ein Mensch, eine Stimme.

Mitgliedschaft statt klassische Anteilseigner

Wer Teil der Genossenschaft werden will, erwirbt einen oder mehrere Geschäftsanteile. Damit wird man gleichzeitig Mitglied und Miteigentümerin oder Miteigentümer.

Zweckgebundenes Wirtschaften

Anders als bei rein profitorientierten Unternehmen steht bei Genossenschaften nicht die Gewinnmaximierung im Fokus, sondern der Nutzen für die Mitglieder. Gewinne werden fair verteilt oder reinvestiert.

Solidarität und Selbsthilfe

Die Wurzeln der Genossenschaftsbewegung liegen im 19. Jahrhundert, als Handwerker, Bauern und Kaufleute sich zusammenschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Dieses Prinzip ist bis heute lebendig.

Verlässlichkeit und Transparenz

Genossenschaften müssen regelmäßig geprüft werden und unterliegen strengen Regelungen. Das schafft Sicherheit – sowohl für Mitglieder als auch für Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner.

Welche Vorteile bietet eine Genossenschaft?

Echte Mitbestimmung

Viele Menschen wünschen sich mehr Einfluss auf die Dinge, die ihr Leben betreffen – sei es im Job, in ihrer Nachbarschaft oder bei ihren Finanzen. In einer Genossenschaft haben Mitglieder eine Stimme und damit echte Entscheidungsrechte. Anders als bei Konzernen oder AGs geht es nicht um anonyme Aktionäre, sondern um ein Miteinander auf Augenhöhe.

Sinnorientiertes Wirtschaften

Genossenschaften wirtschaften nicht um des Profits willen – sondern für einen gemeinsamen Zweck. Das kann ein besserer Zugang zu Wohnraum sein, regionale Versorgung, faire Finanzdienstleistungen oder grüne Energie. Wer einer Genossenschaft beitritt, investiert nicht nur Geld, sondern auch in eine gemeinsame Vision.

Sicherheit und Vertrauen

Gerade in unsicheren Zeiten setzen viele Menschen auf Werte wie Stabilität, Transparenz und Gemeinschaft. Genossenschaften unterliegen regelmäßigen Prüfungen, haben meist eine solide Eigenkapitalbasis und sind oft langfristig ausgerichtet – das schafft Vertrauen.

Gelebte Nachhaltigkeit

Während viele Unternehmen Nachhaltigkeit als Trendthema entdecken, gehört sie bei Genossenschaften seit jeher zur DNA. Ressourcenschonung, soziale Verantwortung und regionale Verankerung sind keine Marketingbegriffe, sondern gelebte Praxis.

Gemeinschaft macht stark

Ob als Mitglied oder als Kundin oder Kunde – in einer Genossenschaft ist man nicht allein. Die Idee „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“ ist heute aktueller denn je. Gerade in Zeiten von Digitalisierung und Anonymität bieten Genossenschaften eine echte Gemeinschaft, in der man sich einbringen und aufeinander verlassen kann.

Was ist eine Genossenschaftsbank?

Die Wurzeln der Genossenschaftsbanken reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück – eine Zeit, in der kleine Betriebe, Landwirte und Handwerker kaum Zugang zu fairen Krediten hatten. Aus dieser Not heraus entstand eine starke Idee: Menschen schließen sich zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen – „Hilfe zur Selbsthilfe“.  

Diese Idee wurde durch Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen maßgeblich geprägt und war die Geburtsstunde der ersten genossenschaftlich organisierten Kreditvereine. Aus ihnen entwickelten sich die Genossenschaftsbanken, die bis heute auf dem Prinzip beruhen: Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele gemeinsam

Bis heute ist daraus eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geworden. Genossenschaftsbanken sind fest in der Region verwurzelt, handeln werteorientiert und verstehen sich nicht nur als Finanzdienstleister, sondern als echte Partner an der Seite ihrer Mitglieder. Mit über 17,8 Millionen Mitgliedern und rund 30 Millionen Kundinnen und Kunden bilden sie heute die größte genossenschaftliche Gruppe in Deutschland – und zeigen, wie modernes Banking auf Vertrauen, Fairness und Nähe basiert. 

Welche Genossenschaften gibt es sonst noch?

Vielleicht denken auch Sie beim Wort „Genossenschaft“ zuerst an eine Bank oder eine Wohnbaugesellschaft – und damit liegen Sie gar nicht so falsch. In vielen Bereichen unseres Alltags begegnen uns genossenschaftlich organisierte Unternehmen. Genossenschaftsbanken wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind bekannte Vertreter. Sie gehören ihren Mitgliedern – also den Kundinnen und Kunden – und handeln im Interesse dieser Gemeinschaft. Aber auch in anderen Bereichen gibt es erfolgreiche Genossenschaften: Die REWE Group ist als genossenschaftlich geprägtes Unternehmen organisiert, ebenso wie viele regionale Energieversorger, Apothekenkooperationen oder Landwirtschaftsbetriebe. Sie alle zeigen: Das Modell Genossenschaft ist vielfältig, zukunftsfähig – und längst wieder auf der Höhe der Zeit.

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