Wirtschaft

Risikomanagement: In vier Schritten zu mehr Sicherheit im Unternehmen

Ökonomische Resilienz ist die Fähigkeit eines Unternehmens oder Dienstleistung, vorbereitende Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ergreifen, unmittelbare Krisenfolgen abzumildern und sich an veränderte Rahmenbedingungen kontinuierlich anzupassen. Ökonomische Resilienz setzt ein gut funktionierendes Risikomanagement voraus.

von Alena Restuccia-Maurer
28. April 2023
Holz-Domino mit Hand

Was versteht man unter Risikomanagement?

Unter Risikomanagement versteht man alle systematischen Maßnahmen zur Identifizierung, Bewertung, Steuerung und Überwachung von Risiken, die den Geschäftserfolg eines Unternehmens beeinträchtigen könnten. Ziel ist es, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen und so negative Auswirkungen zu minimieren oder ganz zu vermeiden. Gleichzeitig ermöglicht ein effektives Risikomanagement, Chancen bewusst zu nutzen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ein alternativer Begriff für das Risikomanagement ist die englische Bezeichnung Risk Management.

Was sind die Ziele von Risikomanagement?

Wie oben beschrieben, bestehen die Ziele eines erfolgreichen Risikomanagements darin, potenzielle Gefahren für das Unternehmen frühzeitig zu erkennen, deren Auswirkungen zu minimieren und gleichzeitig Chancen bestmöglich zu nutzen. Konkret lassen sich folgende Hauptziele unterscheiden:

✔️ Existenzsicherung: Schutz des Unternehmens vor existenzbedrohenden Risiken.

✔️ Stabilität und Kontinuität: Sicherstellung eines reibungslosen Geschäftsbetriebs durch präventive Maßnahmen.

✔️ Minimierung von Schäden und Verlusten: Begrenzung finanzieller, rechtlicher oder operativer Schäden.

✔️ Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: Sicherstellung der Compliance mit regulatorischen Anforderungen und Standards.

✔️ Optimierung der Entscheidungsfindung: Bereitstellung einer fundierten Datenbasis für strategische Entscheidungen.

Welchen Risiken sind Unternehmen ausgesetzt?

Unternehmen sind, abhängig von Branche und Größe, unterschiedlichen Risiken ausgesetzt. Diese wiederum werden von verschiedenen Faktoren beeinträchtigt.

Dabei werden grundsätzlich zwei Arten von Risiken unterschieden:

  • Interne Risiken
  • Externe Risiken

Auf interne Risiken hat ein Unternehmen Einfluss z.B. Personalstärke

Externe Risiken hingegen hängen von äußeren Umständen ab, wie z. B. Erdbeben oder Gesetzesänderungen.
Das Unternehmen hat meist nur wenig Einfluss auf die externen Risiken.

(Zum Beispiel können für ein Unternehmen sowohl die Personalstärke als auch kurzfristige Liquiditätsengpässe zu den Risiken zählen).

Interne Risiken (vom Unternehmen selbst beeinflussbar)

Interne Risiken in Unternehmen entstehen innerhalb der Organisation und können durch gezielte Maßnahmen beeinflusst, gesteuert oder reduziert werden. Sie betreffen verschiedene Unternehmensbereiche und erfordern ein durchdachtes Risikomanagement. Folgende interne Risiken gibt es:

Finanzielle Risiken

  • Fehlkalkulationen: Falsche Budgetplanungen, überhöhte Kosten oder unrealistische Umsatzerwartungen.
  • Mangelndes Controlling: Fehlende Überwachung von Finanzströmen kann dazu führen, dass Probleme erst zu spät erkannt werden.
  • Liquiditätsengpässe: Zu geringe finanzielle Rücklagen, verspätete Zahlungen von Kunden oder zu hohe Verbindlichkeiten.

Technologische Risiken

  • Veraltete IT-Systeme: Fehlende Updates, unzureichende IT-Sicherheit oder ineffiziente Software können den Geschäftsbetrieb behindern.
  • Cyberangriffe: Unzureichender Schutz vor Hackern oder Datenverlust kann finanzielle und rechtliche Konsequenzen haben.
  • Technische Störungen: Systemausfälle oder Fehler in Produktionsanlagen können zu Produktionsstopps und Lieferverzögerungen führen.

Software-Risiken: Bei der Entwicklung von Software-Lösungen werden zunehmend Methoden des Risikomanagements eingesetzt. Dadurch wird versucht, der Komplexität und der damit verbundenen Fehleranfälligkeit von Software-Produkten entgegenzuwirken.

Supply-Chain-Risikomanagement: Das Supply-Risk-Management beschäftigt sich damit, Risiken im Beschaffungsumfeld eines Unternehmens zu identifizieren, analysieren und zu umgehen. Risiken können sein: Störungen und Verzögerungen des Güter- & Informationsfluss, oder auch Verzögerungen in den Lieferketten.

Externe Risiken (vom Unternehmen kaum oder nicht beeinflussbar)

Externe Risiken entstehen durch äußere Einflüsse und können vom Unternehmen nur begrenzt kontrolliert werden.

Politische und gesellschaftliche Risiken

Diese Risiken resultieren aus Veränderungen im politischen Umfeld und können die Geschäftstätigkeit des Unternehmens beeinträchtigen. Politische Risiken sind unter anderem:

  • Handelskonflikte & Sanktionen: z.B. Strafzölle oder Exportverbote
  • Politische Instabilität in Form von Unruhen oder Regierungswechseln
  • Regulierungsänderungen, wie neue Gesetze, Umweltauflagen oder Steuerreformen
  • Korruptionsrisiken in gewissen Ländern

Gesellschaftliche Risiken

Gesellschaftliche Risiken entstehen durch Veränderungen in der Gesellschaft und im Verhalten von Kunden, Mitarbeitern oder anderen Interessengruppen. Solche Risiken können sein:

  • Demografischer Wandel und der Fachkräftemangel
  • Soziale Bewegungen und Proteste
  • Negative Berichterstattung und Shitstorms in den sozialen Medien

Risiken des nationalen & internationalen Finanzsystems

Die Situation auf dem Finanzmarkt kann ein wesentliches Risiko darstellen. Finanzkrisen und Inflation beeinflussen die Wirtschaftsleistung und müssen dementsprechend im Risikomanagement berücksichtigt werden.

Umwelt und Naturkatastrophen

Umweltrisiken werden im Risikomanagement gerne einmal unterschätzt. Jedoch können Unwetter enorme Auswirkungen auf den Betrieb haben, vor allem, wenn sie die Infrastruktur im Unternehmen lahmlegen. Deshalb hat sich beispielsweise in Amerika ein Risikomanagement in den Hurricane-Regionen etabliert. In Deutschland hingegen bewertet man Umweltrisiken vor allem hinsichtlich eines eventuellen Hochwassers.

  • Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hochwasser oder Stürme
  • Klimawandel allgemein

Ein effektives Risikomanagement sollte beide Kategorien berücksichtigen, indem es interne Risiken durch gezielte Maßnahmen reduziert und externe Risiken durch strategische Absicherung, wie Notfallpläne oder Versicherungen, abfedert.

Wie sieht der Prozess aus?

Der Prozess des Risikomanagements setzt sich aus folgenden Teilschritten zusammen:

  1. Risikoidentifikation
  2. Risikobewertung
  3. Risikosteuerung
  4. Risikokommunikation
Grafik: 4 Schritte des Risikomanagements

Wie geht man am besten vor?

Schritt 1: Identifikation der Risiken

Im ersten Schritt müssen die Risiken identifiziert und analysiert werden. Das ist mithilfe einer detaillierten Bestandsaufnahme möglich.

Es ist wichtig, dass die Unternehmensziele bereits klar fixiert worden sind: Denn nur wenn die Unternehmensziele definiert wurden, können potentielle Risiken aufgelistet, die die Erreichung dieser Ziele gefährden könnten.

Für die Risikoanalyse gibt es unterschiedliche Methoden:

SWOT-Analyse, PEST-Analyse, Checklisten oder Frühwarnsysteme verwenden.

Schritt 2: Bewertung der Risiken

Die Risikobewertung dient dazu, ein ganzheitliches Bild der aktuellen Risikosituation im Unternehmen zu erstellen.

Die erkannten Risiken aus der Analyse werden nach zwei Kriterien bewertet: Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit.

Zur einfachen Darstellung ist eine solche Risikobewertungs-Matrix möglich:

Schritt 3: Steuerung der Risiken

Nach der Bewertung folgt der nächste Schritt: Eine geeignete Strategie zur Steuerung der Risiken.

In diesem Schritt müssen die notwendigen Maßnahmen definiert werden. Dabei ist einzuschätzen, welche Maßnahmen in welcher Relation zum bestehenden Risiko steht – und ob sich die Umsetzung lohnt.

Es gibt nun diese verschiedene  Möglichkeiten, die potentiellen Risiken zu steuern.

  • Risiken akzeptieren
  • Risiken vermeiden
  • Risiken reduzieren
  • Risiken abwälzen bzw. verlagern

Schritt 4: Überwachung der Risiken

Der letzte Schritt ist weniger ein Schritt als vielmehr ein kontinuierlicher Prozess. Die identifizierten Risiken müssen laufend überwacht werden. Dies geschieht in Form geeigneter KPI´s (je nach Unternehmen).

Auch wenn bereits Maßnahmen ergriffen wurden, um Risiken zu minimieren, müssen sie überprüft werden, ob diese ausreichen oder ob nachgeschärft werden muss. Nur, wenn Risiken überwacht werden, wird frühzeitig erkannt, wo nachzubessern ist und effektivere Maßnahmen entwickeln werden müssen.

Fazit

Risikomanagement ist wichtig, weil es die Sicherheit in Ihrem Unternehmen erhöht.

Mithilfe des Risikomanagements kann besser reagiert und somit potentielle Schäden vermeiden oder zumindest reduziert werden.

Dies entscheidet darüber, ob ein Unternehmen langfristig überlebt bzw. erfolgreich ist oder nicht. Je mehr Risiken minimiert werden, desto besser können Sie auch Vorhersagen für Ihr Unternehmen.

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