Einleitung: Wenn das Wetter zur Gefahr wird
„Der Wetter-Wahnsinn geht weiter!“ oder „Unwetterwarnung: Apokalyptische Regensummen verursachen Hochwasser“. Es ist Ende Mai 2024 in Deutschland – und die Medien überschlagen sich mit diesen und ähnlichen Artikeln.
Extreme Wetterereignisse wie Sturm, Regen und Hagel sind – durch den Klimawandel bedingt – auch in Deutschland zur tragischen Normalität geworden. Im Jahr 2020 fegte Orkantief Sabine mit 177 km/h erbarmungslos über Deutschland hinweg und deckte dabei viele Dächer ab. Im Mai 2021 ließ Starkregen in Thüringen und Bayern zahlreiche Keller volllaufen. Und auch im Mai 2024 spitzt sich die Hochwasser-Lage weiter zu.
Nach dem ersten Schock steht dann schnell die Frage im Raum: Wer kommt für die Schäden auf?
Welche Versicherung zahlt bei welchen Unwetterschäden?
Wahrscheinlich denken Sie jetzt: Schäden, die durch Naturgefahren entstehen, sind durch Ihre Wohngebäudeversicherung abgedeckt. Da haben Sie theoretisch recht. Aber wussten Sie, dass dieser Versicherungsschutz auf Schaden begrenzt wird, der unmittelbar durch Sturm, Hagel und Blitzschlag entstanden ist? Damit bleiben Sie also bei Überschwemmungen, Rückstau oder eindringendem Oberflächenwasser über Gebäudeteile auf den Kosten sitzen.
Das bedeutet: Während Orkan Sabine zwar die Dächer abdeckte, sorgte am Ende der eindringende Starkregen für sogenannte „Durchnässungsschäden“ am Inventar – und diese sind nicht mit der klassischen Gebäude- und Hausratversicherung abgedeckt. Selbes gilt nach Überschwemmungen und Hochwasser für Ihren überfluteten Keller oder Wassermassen, die meterhoch in Ihren Wohnräumen stehen.
Wenn die klassische Hausratversicherung an ihre Grenzen stößt, kann eine Elementarversicherung den entscheidenden Unterschied machen.
Elementarversicherung: Sinnvoll oder nicht?
Starkregen, Überschwemmungen, Erdrutsche oder Schneelast – all das sind sogenannte Elementargefahren. Schäden durch solche Naturereignisse sind in einer normalen Wohngebäude- oder Hausratversicherung nicht automatisch abgedeckt. Hier kommt die Elementarversicherung ins Spiel: Sie ist ein Zusatzbaustein zur bestehenden Versicherung und übernimmt die Kosten, wenn Naturgewalten Ihr Zuhause beschädigen.

Warum „Elementargefahren“?
Der Begriff Elementargefahren stammt aus der Versicherungswelt und bezeichnet Naturereignisse, die durch die Elemente der Natur verursacht werden – also durch Wasser, Erde, Luft und Feuer. Dazu gehören z. B. Überschwemmungen, Erdbeben oder Schneedruck.
Die Absicherung über eine Elementarversicherung ist an Ihre bestehende Versicherung gekoppelt und richtet sich kostentechnisch individuell nach Ihrer ZÜRS-Zone (mehr dazu unten). Für ein konkretes Angebot sollten Sie daher einen Beratungstermin vereinbaren und gegebenenfalls Vergleichsangebote einholen.
Macht die Zusatzversicherung Sinn?
Vermutlich stellen Sie sich nun die Frage, ob die Elementarversicherung wirklich sinnvoll ist. Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Ja.
Denn Extremwetterereignisse nehmen zu – und sie treffen längst nicht mehr nur Risikogebiete an Flüssen oder Bergen. Auch versiegelte Innenstädte sind durch Starkregen gefährdet. Ohne Elementarversicherung tragen Hausbesitzer die entstandenen Kosten selbst – und das kann schnell existenzbedrohend werden.

Wussten Sie?
Manche Elementarversicherungen setzen bestimmte Sicherheitsvorkehrungen voraus, damit sie greifen. Dabei kann es sich um Banalitäten, wie geschlossene Fenster bei Regen und freie Abflussleitungen auf dem Grundstück handeln. Aber auch besondere Schutzsysteme können verlangt werden.
Auch Schutzmaßnahmen am Gebäude machen einen Unterschied
Unabhängig von den Auflagen einer Versicherung, sind Schutzmaßnahmen an Ihrem Eigentum übrigens immer eine Überlegung wert. Manchmal können bereits kleine Anpassungen einen großen Unterschied bei Starkregen ausmachen. In unserem Blogartikel lesen Sie mehr dazu.
ZÜRS-Zonen: Bin ich betroffen?
Ob Ihr Haus in einem hochwassergefährdeten Gebiet liegt, lässt sich über die ZÜRS-Zonen (siehe Infokasten) feststellen. Versicherer nutzen dieses System, um Risiken zu bewerten und Beiträge zur Elementarschadenversicherung zu kalkulieren. Insbesondere in Zone 3 und 4 ist das Risiko für Schäden hoch – hier lohnt es sich besonders, über geeigneten Versicherungsschutz und bauliche Schutzmaßnahmen nachzudenken.

Was sind ZÜRS-Zonen?
Die Bezeichnung ZÜRS steht für Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen. Die ZÜRS-Zonen sind ein System zur Risikobewertung für Hochwassergefährdung in Deutschland. Sie teilen Wohnlagen in vier Gefährdungsklassen ein – von sehr geringem bis hohem Risiko – basierend auf statistischen Hochwasserhäufigkeiten.
- Zone 1 (sehr geringe Gefährdung): statistisch seltener als einmal alle 200 Jahre ein Hochwasser
- Zone 2 (geringe Gefährdung): statistisch einmal in 100-200 Jahren ein Hochwasser
- Zone 3 (mittlere Gefährdung): statistisch einmal in 10-100 Jahren ein Hochwasser
- Zone 4 (hohe Gefährdung): statistisch einmal in 10 Jahren ein Hochwasser
1. Hochwasser-Check des GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bietet unter www.dieversicherer.de/hochwassercheck ein kostenloses Tool an. Dort können Sie Ihre Adresse eingeben und erhalten eine Einschätzung Ihres individuellen Risikos durch Flusshochwasser und Starkregen. Bitte beachten Sie, dass dieses Tool keine direkte Angabe der ZÜRS-Zone liefert, aber eine gute Orientierung bietet.
2. Regionale Hochwassergefahrenkarten
In einigen Bundesländern stehen interaktive Karten zur Verfügung, die detaillierte Informationen über Hochwassergefahren bieten:
- Baden-Württemberg: Das Umweltministerium stellt unter www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de Hochwassergefahrenkarten bereit. Dort können Sie nach Ihrer Adresse suchen und erhalten Informationen zu Überflutungsflächen und Wassertiefen.
- Nordrhein-Westfalen: Unter www.flussgebiete.nrw.de finden Sie Hochwassergefahrenkarten, die eine Adresssuche ermöglichen.
3. Anfrage bei Ihrer Versicherung
Da die ZÜRS-Zonen ein internes System der Versicherungswirtschaft sind, können Sie Ihre genaue Einstufung direkt bei Ihrer Versicherung erfragen. Diese kann Ihnen mitteilen, in welcher ZÜRS-Zone sich Ihre Immobilie befindet und welche Auswirkungen dies auf Ihren Versicherungsschutz hat.

Wichtig:
Leider ist die ZÜRS-Zuordnung für Privatpersonen nicht immer öffentlich zugänglich. Das liegt daran, dass es sich bei ZÜRS um ein internes System der Versicherungswirtschaft handelt. Die oben genannten Methoden bieten jedoch gute Möglichkeiten, Ihr individuelles Risiko einzuschätzen.
Fazit: Bleiben Sie informiert
Wie so oft im Leben gilt auch und besonders im Umgang mit Extremwetter-Ereignissen: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wie Sie sich im Ernstfall richtig verhalten, was Sie unbedingt zuhause haben sollten und ob Sie sich gerade in einem gefährdeten Gebiet befinden? Diese und viele weitere Informationen stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung unter: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/warnung-vorsorge_node.html
Und denken Sie daran: Ist Ihr Eigentum versichert, sind Sie im Katastrophenfall finanziell abgesichert. Alles, was Sie beschützen müssen, ist, was Sie mit keinem Geld der Welt ersetzen können: Ihr Leben und das Leben Ihrer Liebsten. Im Ernstfall sollte darauf also die Priorität liegen. Einverstanden?